Sylt spielt

Das Strandquartett

Bescheidenheit beiseite: Es ist völlig okay, wenn weltgereiste Menschen vom Sylter Strand behaupten, er gehöre zu den Schönsten auf dem Erdenrund. Sogar US-amerikanische Medien wie das „Time Magazin“ attestieren ihm diese Qualität. Sylt verfügt über 40 Kilometer ununterbrochene Pracht: feinster Sand, Dünen oder Kliff auf der einen Seite, weites Meer auf der anderen. In seiner Breite liegen die Sylter Strände - je nach Windstärke, Tidenstand, Jahreszeit und dem Status Quo der Sandvorspülung - zwischen 50 Metern an den schmalsten Stellen und monumentalen 250 Metern an den breitesten Stellen (z.B. aktuell in Kampens Norden). Wer oder was kann da mithalten? Und die Zugabe: Auch an ihrer Ostküste glänzt die Insel mit zauberhaften Sandufern, an denen man meistens völlig allein im Paradies ist und bei Flut auch super baden kann. 

Wir haben ein kleines Strandquartett mit Strandtipps für unterschiedliche Bedürfnisse gemischt. Vier Kategorien, 16 Strände - vom Klassiker bis zum Insider-Beach.

  • Robinson Strände

  • Sport-Beaches

  • Schönster Weg an den Strand

  • Die Evergreens

40

Kilometer Strand zwischen Hörnum und List

8000

Strandkörbe an den Stränden längs der Westküste

4

Strandsaunen für Wellness auf die friesische Art

1714

Sonnenstunden im Jahr

Kategorie 1

Robinson Strände

Für alle, die bei vollen Stränden hektische Flecken bekommen: Sylt verfügt zwischen Hörnum und List über ein gutes Dutzend Strandbereiche, an denen man sich allein der Luft, dem Wasser, der Ruhe, dem Rauschen und den Vogelstimmen hingeben kann. Auszeit deluxe. 

Klappholttal, Richtung Süd und Nord

Zwischen Kampen und List, schräg gegenüber der Vogelkoje rein, unterhalb der Akademie am Meer. Hier genossen vor über 100 Jahren Freigeister ihre Sommerfrische und waren die ersten, die die FKK-Kultur kultivierten. Dieser Spirit ist noch spürbar, wenn auch der offizielle Lister FKK-Strand nördlicher liegt. Joker-Faktor: Ideal für Strandtage mit der Freundesclique.

Ellenbogen, die Nordspitze

Der Haken oben an der Insel ist ein Kosmos für sich - mit zwei Leuchttürmen, vielen Schafen, sechs Gebäuden, einer Familie, die hier das ganze Jahr über lebt und einer Mautstelle, die dafür sorgt, dass die fünf Kilometer lange Straße durch das Naturschutzgebiet nie überbevölkert ist. Die einzigartig schöne Dünenlandschaft gehört den Listlandeigentümern. Die Strände hier haben alle einen dezent anderen Charakter, geben aber jeweils Aussteiger-Vibes. Joker-Faktor: An der Ostseite ideal für Kiter.
 

Oststrand zwischen Hörnum und Rantum

Einfach mal auf die andere Seite gehen. Ob der Lister oder der Hörnumer Oststrand mit seinen Sportmöglichkeiten oder die Badestelle in Morsum oder der Braderuper Strand. Auch an der Ostseite der Insel gibt es Beachlife in allen Facetten und manchmal auch allerbeste Infrastruktur für Sport und Spaß. Zwischen Hörnum und Rantum befinden sich traumhafte Robinson-Strandabschnitte ohne alles. Joker-Faktor: Sonnenaufgang am Strand.

K4 Hörnum

Vor den Toren Hörnums, dort, wo der Zirkuswagen steht und die Legende Angelo Schmitt seine Surfschule hat, findet man auch die höchste Dichte an Locals. Obwohl: So eine richtige Dichte gibt es halt nicht. Das Strandleben verteilt sich hier auf unendlich viel Raum. Joker-Faktor: Dresscode - Nichts muss, alles geht.
 

Strand Ellenbogen
© Finn Anjes Edling

Kategorie 2

Sport-Beaches

Ist ein Saunagang eigentlich auch Sport? Wie auch immer: auf Sylt gibt es jedenfalls die allerbesten Strandsaunen überhaupt (in List, in Hörnum, in Rantum Campingplatz und in „Samoa“, Rantum) und Strände, an denen man Surfen lernen, Volleyball- und Beachballturniere ausfechten kann oder zu gymnastischen Übungen angeleitet wird. 
 

Brandenburger Strand

Am nördlichen Ende der Westerländer Strandpromenade. Der Klassiker für Wellenreiten, Kiten und Windsurfen. Hier gibt es eine traditionsreiche Surfschule und den „Surf Club Sylt“ für die Locals. Außerdem ist hier der „Funbeach“ mit Musik, Animation, diversen Beachsportarten und schönen Begegnungen. Für passive Sportler auch superspannend, weil hier im Sommerhalbjahr die tollsten deutschen und internationalen Wettbewerbe ausgetragen werden. Gastronomie gibt’s hier natürlich auch in aller Form. Joker-Faktor: Kurzer Weg zum Strand - auch für Menschen mit Handicap geeignet.

 

 

Wenningstedt Risgap

Am südlichen Ende der Promenade, den Holzgang herunter. Man kann in der Sylt4Fun Arena hüpfen oder Soccer spielen, dann befindet sich hier der zweite Hauptsitz der Hörnumer Surfschule „Südkap“ und unten am Strand kann man auch Volleyball matchen. Super ist hier auch der Burger im „Twisters“, die Möglichkeit für Menschen mit Handicaps Strandrollis zu leihen und bis ins Wasser zu kommen. Joker-Faktor: Kurzer Weg zum Strand mit Rollstuhl- und Kinderwagen freundlicher Holzkonstruktion.

Campingplatz Westerland

Hier betreibt Dirk Effler seine Surfschule. Unten am Strand trifft sich ein entspanntes Publikum zu Geselligkeit, Strand- und Wassersport. Joker-Faktor: Ideal für Familien und Freunde mit Freiheitsdrang.

Lister Weststrand

Nirgendwo völlig glamourös, aber eben total „underrated“. Entlang des acht Kilometer langen Lister Weststrandes gibt es eigentlich alles, was der Beachgänger wünschen könnte. Eine Sauna, Netze für Soccer und Volleyball, einen Jugendstrand im Norden, FKK-Bereiche und zwischendurch wieder völlige Ruhe. Ein Alleskönner in schönster Umgebung. Joker-Faktor: Kultfigur-Manfred sorgt seit Jahrtausenden für sportliche Animation.

Menschen spielen Volleyball am Brandenburger Strand
© Holm Löffler
Strand Risgap in Wenningstedt
© Jasmin Heimberger
Surfer steht an Strandübergang Campingplatz Westerland
© Holm Löffler
Schild Strandsauna am Lister Weststrand
© Laura Müller

Kategorie 3

Schönster Weg an den Strand

Der Weg ist bekanntlich das Ziel. Die wunderschönste mentale Vorbereitung auf einen Sylter Strandtag erlebt ihr hier. Landschaftlich der Knüller sind da auch: der Übergang des Kampener und Wenningstedter Campingplatzes. Die sollte man unbedingt gehen. Aber eben aus anderen Gründen auch diese Vier:

Seestraße Wenningstedt

Am Ende einer linealgeraden Straße im Süden Wenningstedts ist der beste Orte, um morgens ein Frühbad zu nehmen, kurz surfen zu gehen oder nur einmal über die Kante zu schauen und die Gedanken zu sortieren. Gastronomie in der Nähe: das „Moin“. Joker-Faktor: Super-Klohäuschen

Strandsauna List

Jede Dünenformation hat ihre Qualität. Der Weg vom Parkplatz zur Lister Strandsauna ist besonders beeindruckend, gerade auch auf dem Rückweg - mit den Wanderdünen als ferner Kulisse. Dieser Weg ist Entschleunigung durch und durch - insbesondere wenn man den Tag dann in der Strandsauna verbringt. Joker-Faktor: Ideal für lauffreudige Romantiker.

Dünensteg Kampen

Der FKK-Strand für überzeugte Nudisten und Menschen, die es ursprünglich lieben. Buhne 16-Parkplatz ansteuern und dann links halten, dann kommt man nach einem wildschönen und gut duftenden Spaziergang irgendwann an. Am ausgewiesenen Nackidei-Beach gibt es einen tollen Kiosk: „Laaning“ heißt der und wird von der „Buhne 16“ mitbetrieben. Joker-Faktor: Ideal für Freunde der gehobenen, aber total entspannten Strandkultur.

Hauptstrand Rantum

Vom kleinen Parkplatz an der St. Peter Kirche an den Hauptstrand des Dorfes, vorbei an charmanten Reetdachhäuschen. Oben auf der Düne kann man aufs Watt und aufs offene Meer schauen. Insel- und Bullerbüfeeling pur. Joker-Faktor: Sundowner auf dem großen Balkon überm Meer.

Kategorie 4

Die Evergreens

Die Strände, die Sylts Image ausmachen und immer sofort genannt werden, wenn es um die Insel geht. Wenn wir zuvor auch ein paar Insider-Beaches verraten haben - diese vier im Quartett sind die „Klassiker“.

Sturmhaube

Parkplatz, auch für viele Räder, kurzer Weg - Strand. Am Fuße des Kampener Roten Kliffs, mit dem Haus „Kliffende“ als Kulisse, Yoga-Sessions am Morgen und meganettes Personal - das ist der Kampener „Sturmhauben-Strand“. Ach ja, im gleichnamigen Gastro-Flaggschiff kann man auch nächtigen und selbstgebrautes Bier trinken. Joker-Faktor: Händchenhalten auf dem Holzpodest.

Buhne 16

Die Mutter alle Beachbars, seit über 40 Jahren im Dauerhype, Nackte sind dort am Strand keine mehr, aber sonst gibt es alles, was man erwartet. Auch Netze zum Volleyball spielen. Joker-Faktor: Frische Makrelen vom Grill.
 

Hauptstrand Westerland

Wer Rimini im Sommer mag, der liebt es auch am Westerländer Hauptstrand. Hier ist immer viel los. Mit Strandpromenade, Musikmuschel und hungrigen Möwen. Hohe Dichte an Stammgästen. Joker-Faktor: Kurzer und fußläufiger Weg zum Strand.

Sansibar

Eigentlich ist jetzt jedes Wort über die exklusivste Bretterbude weltweit geschrieben worden. Darum vielleicht das: Trotz all des Wirbels um die „Sansibar“ gehen auch die Locals gerne einmal jährlich in die Rantumer Dünen, um diesen einzigartigen gastronomischen Mix zu genießen. Und der Strand hier, der ist auch wunderbar. Joker-Faktor: Essen im Strandkorb.

Strandvariationen

Spielerweiterung mit den Klassikern

Hundestrände

An diesen Stränden können sich Hunde austoben. Mancherorts besteht ganzjährig Leinenpflicht.

FKK-Strände

Hüllenloses Badevergnügen: An diesen Sylter Stränden kann die Freikörperkultur zelebriert werden.

Familienstrände

Diese Strände sind durch ihre Lage oder Spielplätze vor Ort besonders für Familien geeignet.

Bewachte Strände

An diesen Stränden sind von Mai bis September Rettungsschwimmer vor Ort. Auf die Beflaggung achten!

Beach-Gastro

Mal testen ...

Kap-Horn, Restaurant in Hörnum
© Photonagel

Mit der Brandung im Blick schmeckt der Fisch fast wie selbstgefangen. In den Standbistros, die sich wie Perlen an der Sylter Küste aneinander reihen, ersetzt Lässigkeit den Dresscode. Zum Meeresrauschen gesellen sich gern loungige Klänge, die mit der untergehenden Sonne auch in schnellere Beats übergehen.

„Onkel Johnny“ in Wenningstedt, „Strandmuschel“, „Samoa“ und „Sansibar“ in Rantum, „S-Point“ und „Beachhouse“ in Westerland, die „Buhne 16“ und das „Kaamps 7“ in Kampen, das „Strænd“ oder das „Kap-Horn“ in Hörnum: Das sind die Klassiker, die alle kennen und schätzen. Hier noch ein paar Youngster.

 

„Surfhouse" Westerland

Nicht vor, sondern hinter der Düne, aber so bemerkenswert, weil es wirklich junge Vibes verströmt. Diese nette Café mit Siebträgermaschine und Shop für Segel, Boards und Mode ist angenehm anders.

„Tatjem Deel"

am südlichen Ortsausgang von Rantum, früher sehr bürgerliche Bretterbude, jetzt supercool gestaltetes Fancy-Restaurant mit schönem Corporate Design und Conceptstore. 

„Strandhafer"

Unten an der Wenningstedter Haupttreppe, neues Strandrestaurant in bequemer Lage, eröffnete zu Weihnachten, bekam viele Vorschusslorbeeren und ist wirklich nett. Und lecker natürlich. Die Kulisse ist alles.

„Strandhalle"

Mal ausprobieren - schick aussehen tut es jedenfalls: Nach der Ära König und Wonnemeyer haben jetzt die Wirte des Kampener „Pony“ und etlicher Clubs in Hamburg die Lister „Strandhalle“ in die Hand genommen. Entsprechend gibt es Pfingsten auch ein Open Air.

 

Bald neu

Ein Pinsa-Laden an der Westerländer Strandpromenade. Noch zu bauen und bestimmt erst nächste Saison eröffnet wird das Strandbistro am Lister Oststrand, was zuvor das „L.A“  (der Holzbau musste abgerissen werden) und noch zuvor die echte original „Austernperle“ war.

 

 

 

Schneller Strand-Knigge

Da, wo viele Menschen an einem Ort sind, gibt es Regelbedarf. Das gilt auch für die Sylter Strände.

  • Als Strandgänger, Kiter oder Wellenreiter ist Rücksichtnahme auf die Natur, auf die Tierwelt und natürlich auf andere Menschen das oberste Gebot.

  • Gleiches gilt für Hunde und ihre Frauchen und Herrchen. Wie man sich mit den Hunden am Stränd verhält? Was geht und was nicht? Hier unser Flyer.

  • Kippen, Leergut und Müll aller Art wieder mitzunehmen, ist Ehrensache.

  • Die Nordsee ist kein Badeteich. Deshalb verlangt dieses kleine, raue Meer den Badenden bei aller Verzückung auch immer wieder hohen Respekt ab. Die Regeln der Rettungsschwimmer*innen sind umbedingt zu befolgen und sich schlau zu machen über Strömungsverhältnisse, Brandungsstärke, Beflaggung etc. macht superviel Sinn.

  • Das Burgenbauen an den Sylter Stränden ist verboten, insbesondere um die Strandkörbe herum - damit die Teams der fünf Sylter Tourismusbetriebe die rund 8000 Sitzmöbel bei Sturm leichter bergen können. 

  • Feuer oder Grillen ist grundsätzlich verboten.

  • Drachen steigen lassen geht nur an den dafür ausgewiesenen Abschnitten.

  • Mit dem Fahrrad an den Strand zu fahren, ist immer schlauer als mit Auto.

  • Die Initiative "Bye Bye Plastik" bittet im Sommer 2024 alle Strandgäste, folgenden Trend aus Schweden mitzumachen: Plogging heißt es, wenn man sich während des Läufchens am Meer immer wieder bückt und Müll einsammelt. Damit ist die tägliche gute Tat für sich und die Umwelt auch schon im Kasten.

Sechs Fragen an den

AUFS-WASSER-GUCKER

Wattführer Jan Krüger blickt nach vorn
© Roman Matejov

Jan Krüger ist Friese wie aus dem Bilderbuch. Deswegen sind seine Interview-Antworten auch nicht so lang. Als Wirt des „Beachhouse"-Restaurants in Westerland hat er 25 Jahre lang professionell aufs Wasser geguckt. Natürlich nur dann, wenn seine Gäste das zuließen. Rettungsschwimmer durften sein Zwillingsbruder Jürgen, sein kleiner Bruder Kai und er selbst trotz aller Begabung nicht werden, weil ihr Papa Peter (fuhr zur See und konnte wie viele Seemänner nicht schwimmen) dagegen war. In seiner Post-Gastronomen-Ära ist Jan nun endlich professionell in der Natur seiner geliebten Heimatinsel unterwegs: Jan ist zertifizierter Gästeführer und Nationalparkpartner und erklärt interessierten Menschen aller Himmelsrichtungen auf seinen Touren die Wunder von Watt, Salzwiesen und Weststrand.

 

Jan, woraus besteht Sandstrand?

Jan: Vor allem aus Steinen der Flüsse Nordeuropas, die 1.000 Millionen Jahre lang hierher gespült und geschliffen wurden, bis sie so fein waren, dass sie das Qualitätssiegel „Original Sylter Sandstrand“ bekamen.

Seit 1984 sind die jährlichen Sandvorspülung das anerkannteste Mittel, um die Sylter Westküste zu schützen. Ist unser Strand also noch echt?

Jan: Klar, manchmal ist der „neue“ Sand vom Meeresgrund etwas gröber - aber genauso echt.

Wie ist der Zustand des Sylter Strandes, Stand Mai 2024?

Jan: Eindrucksvoll, was über die Jahre z.B. in Rantum für Vordünen durch die Sandvorspülungen entstehen konnten. Gleichzeitig ist das Niveau des Strandes aktuell an vielen Stellen sehr niedrig, wodurch das Wasser bei Sturm schnell am Dünenfuß ist.

Welche Tiere von all den kleinen und großen Wesen am Weststrandstrand faszinieren Dich am meisten?

Jan: Der Schweinswal ist mega. Im kleinen Bereich: die Strandkrabbe - mutig, wehrhaft und sieht so schön archaisch aus.

Was fasziniert Dich bei aller Kenntnisse über Strömungen, Gezeiten, Strandlebewesen usw. selbst am meisten?

Jan: Solange ich auf der Welt bin, habe ich noch nie zwei Tage am Weststrand erlebt, die gleich waren. Das Zusammenspiel aus Wind, Wolken, Licht, Wellen, Gerüchen und Geräuschen geht täglich eine neue, oft überraschende Verbindung ein.

Deine Lieblingsstrände?

Jan: Kommt drauf an, was ich vorhabe: für den Strandtag mit Familie und Freunde kann man uns irgendwo zwischen Rantum und Westerland finden.

 

  • Imke Wein

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