Auf Sylt gab es verschiedene Ostertraditionen für Kinder. Dazu gehörte das Eierrollen, das Eierstoßen und das Eierwerfen. Das Eierwerfen wird bis heute in den Ostdörfern praktiziert. Bei allen diesen Ostertraditionen steht bzw. stand im Vordergrund, dass die hartgekochten Eier die Spiele möglichst lange unbeschadet überstanden. Beim Eierrollen hat man versucht, ähnlich wie heute beim Boccia, ein vorgerolltes Ei eines Mitspielers mit seinem eigenen Ei zu treffen und somit entzweizuschlagen. Beim Eierstoßen hat man die Eier direkt aneinandergeschlagen und auf diese Weise versucht, die Schale des Eis des Gegenübers anzuschlagen. Beim Eierwerfen werden die Eier von Kliff oder zum Beispiel auch der Tinnumburg geworfen und gekullert bis diese entzwei gehen. Die Eier mit zerstörter Schale wurden dann direkt verzehrt.
Das Eierverstecken, bzw. Eiersuchen war lange Zeit auf der Insel unbekannt, die Kinder haben meist die Eier vor Ostern selbst gesammelt und gefärbt, mit Kaffeegrund, Zwiebelschale oder Tee. Diese Art zu Färben ist ja heute aufgrund des Trends zur Nachhaltigkeit auch wieder in Mode.
Warum haben wird aber Eierbräuche zu Ostern? Im Christentum ist das Ei ein Symbol für die Auferstehung Jesu Christi; die Einbindung von Eiern in religiöse Bräuche, sowie verzierte und gefärbte Eier finden wir aber bereits in vorchristlicher Zeit sowie auch in anderen Kulturen. So symbolisiert das Ei in der chinesischen Kultur auch den Neuanfang und wird dort oft Gästen zum ersten Geburtstag eines Kindes serviert. Ganz ähnlich sieht es im friesischen Brauchtum aus, hier bekommen Mutter und/oder das Kind Eier zur Geburt geschenkt, als Symbol für Kraft und zukünftiges Wohlergehen.
Hartgekochte Eier spielen im christlichen Raum auch aus einem anderen Grund an Ostern eine Rolle: In der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern durften neben Fisch und Fleisch auch keine Eier verzehrt werden, was die Hühner aber nicht davon abhielt, welche zu legen. Um die Eier haltbar zu machen, hat man sie hartgekocht und unterschiedlich eingefärbt um ältere Eier von jüngeren zu unterscheiden. Das führte dazu, dass man am Ostersonntag Eier in verschiedenen Farben zur Verfügung hatte. Gefärbte Eier an Ostern sind von Armenien über Russland, den ganzen Mittelmeerraum und Mitteleuropa Brauch.
Auch Spiele, die unseren Eierspielen ähnlich sind mit den hartgekochten Eiern an Ostern, sind Teil der lokalen Volkssitten. Bei fast allen steht im Vordergrund, dass die hartgekochten Eier den Spielen möglichst lange Stand halten.
Foto: Sylter Archiv I Aus den 1950er Jahren vom Eierrollen