Gustav-Jenner-Festival

  • 07. - 14. Mai 2023

  • inselweit

  • Werke des Sylter Komponisten

Bedeutendes insulares Kulturerbe

Gustav Jenner
© Maria Fellinger

Mit Gustav Jenner besitzt die Insel Sylt einen bisher nicht gehobenen außergewöhnlichen Schatz ihres Kulturerbes. Sein auffälliges musikalisches Talent wurde früh von dem Dichter Klaus Groth erkannt, der ihn nach Kräften förderte, und es ihm schließlich ermöglichte, mit einem Stipendium fast 7 Jahre beim berühmten Johannes Brahms in Wien zu studieren, dessen einziger langjähriger Kompositionsschüler er schlussendlich war.

Vom 26.4. bis 3.5.2020 war auf Sylt ein 1-wöchiges Festival zu Ehren des in Keitum geborenen Sylter Komponisten Gustav Jenner (1865-1920) geplant. Anlässlich seines 100. Todesjahres sollte das äußerst hörenswerte Schaffen des Komponisten in verschiedenen Konzerten mit seiner Kammermusik, seinen höchst qualitätvollen Liedern, einem Orgel/ Chorkonzert und einer Lesung mit einem eigens für das Festival geschriebenen Jenner-Roman erlebbar werden. Kurz vor dem Festivalstart musste Corona-bedingt die gesamte, vom Freiburger  Pianisten Carl-Martin Buttgereit initiierte und in über zweijähriger ehrenamtlicher Vorarbeit organisierte Festivalwoche abgesagt werden. 

Alle Beteiligten waren sich schnell einig, dass diese immensen Vorbereitungen nicht ins Leere laufen sollten, und haben das gesamte Festival nun auf die Zeit vom 7. bis 14.5.2023 verlegt. 

Hochkarätige internationale Künstler

Mit Ulf Bästlein und Sibylla Rubens konnten zwei weltweit gefragte und international renommierte Sänger für das Festival gewonnen werden, die sich ebenso wie der Pianist und künstlerische Leiter Carl-Martin Buttgereit mit seinem Cyprian Ensemble Freiburg seit vielen Jahren für das Schaffen von Gustav Jenner engagieren, und seine Kompositionen immer wieder in ihre Konzertprogramme aufnehmen. Dokumentiert ist dieser Einsatz darüber hinaus durch von Kritik und Publikum hochgelobte CD- und Rundfunkaufnahmen mit Werken des Komponisten durch die oben genannten mitwirkenden Künstler/innen.

So gibt es für die Zuhörer/innen spannendes zu entdecken, für die Sylter, wie „ihr“ Komponist wohl klingen mag, und für die auswärtigen Klassikliebhaber, welche unerhörten Schätze es jenseits des gängigen Konzertrepertoires noch zu heben gilt. Bereichert werden die musikalischen Beiträge durch biografische, informative aber such unterhaltsame Texte zu Jenners Leben durch die Hamburger Autorin Susanne Bienwald, sowie eine Lesung mit dem eigens für das Festival geschriebenen Jenner-Roman „Keitum, ich muss dich lassen“, durch seinen Autor Heiner Egge.

Das Abschlusskonzert mit Chor- und Orgelmusik Jenners wird ganz bewusst durch auf Sylt lebende und arbeitende Musiker und Chorsänger/innen gestaltet, um so einen direkten und persönlichen Bezug zu ihrem kulturellen Erbe zu ermöglichen.

Christian Bechmann
Christian Bechmann

„Sylt besitzt mit Gustav Jenner einen bisher nicht gehobenen Schatz des insularen Kulturerbes.“

Das Programm

07.05.23
Eröffnungskonzert
Kammermusik mit dem Cyprian Ensemble Freiburg, um 17.00 Uhr im Alten Kursaal in Westerland
10.05.23
Ulf Bästlein (Bariton), Susanne Bienwald (Texte), Carl-Martin Buttgereit (Klavier), um 20.15 Uhr in der Kirche St. Severin in Keitum
11.05.23
Liederabend
Sibylla Rubens (Sopran), Carl-Martin Buttgereit (Klavier), um 20.15 Uhr im Kursaal³ in Wenningstedt
12.05.23
Heiner Egge (Lesung), Sibylla Rubens (Sopran), Johannes Blumenröther (Violine), Carl-Martin Buttgereit (Klavier), um 20.15 Uhr in der Kirche St. Nicolai in Westerland
14.05.23
Chöre St. Severin & St. Nicolai, Alexander Ivanov (Leitung), Christian Bechmann (Orgel & Leitung), um 17.00 Uhr in der Kirche St. Nicolai in Westerland

Gustav Jenners Leben

© Gunner Tons

Gustav Jenner wurde am 3. Dezember 1865 als jüngster Sohn des Arztes Otto Jenner und seiner Ehefrau Anna, geb. Bleicken in Keitum auf Sylt geboren. Durch die Hausmusik seiner Eltern wurde sein musikalisches Interesse geweckt und er erhielt schon früh Klavierunterricht. Neben dem Unterricht wagte er sich zunächst heimlich autodidaktisch bereits in jungen Jahren an erste Kompositionsversuche. Seine offensichtliche Begabung wurde u. a. durch die schleswig-holsteinischen Dichter Klaus Groth und Theodor Storm erkannt und gefördert, deren Texte für Jenner später wiederum häufig Gegenstand seiner Kompositionen wurden. Vermittelt von Klaus Groth, einem engen Freund von Johannes Brahms, übersiedelte Jenner 1888  nach Wien, wo er dessen einziger Kompositionsschüler wurde. Seit 1895 wirkte Jenner als Universitätsmusikdirektor und Dirigent des Akademischen Konzertvereins in Marburg, wo er im Jahre 1904 in  Anerkennung seiner Verdienste um das städtische  Kulturleben die Ehrendoktorwürde der Philipps-Universität erhielt. Gustav Jenner starb am 29. August 1920.

Gustav Jenners Werk

Gustav Jenner mit Lehrer Johannes Brahms

Gustav Jenner war, ebenso wie sein Lehrer Johannes Brahms, extrem selbstkritisch. Dieser Charakterzug führte dazu, dass nur eine vergleichsweise kleine Anzahl von Kompositionen seinem eigenen Anspruch genügten. Nur diese wollte er am Ende veröffentlicht sehen. Jenner hinterließ insbesondere Kammermusik und Vokalkompositionen. Neben drei Violin-, einer Klarinetten- und Cellosonate, sowie drei Streichquartetten zählen das beim Eröffnungskonzert erklingende Klavierquartett und das Trio für Klarinette, Horn und Klavier zu seinen großen Kammermusikwerken. Unter seinen Vokalkompositionen finden sich Chor-Terzette und Quartette mit Klavierbegleitung ebenso wie über Hundert überaus hörenswerte, zum großen Teil noch unveröffentlichte Lieder, von denen einige im Verlauf des Festivals zu hören sein werden.

"Diese so völlig anders gearteten und sich gebenden Menschen tragen einen Hauch einer mir nahezu versunkenen Welt herüber, die einst die meine war. Merkwürdig ist, wie mir manches in mir selbst klarer und verständlicher wird, wenn ich das Fühlen dieser Menschen als im Grunde mein eigenes erkenne; dann sehe ich, dass ich doch kein Fremdling geworden bin, wenn ich ihnen auch so scheine, und dass ich im Grund doch mir treu geblieben bin in dem, was meine innerste Natur ausmacht."

Gustav Jenner, beim Aufenthalt in Keitum im Jahr 1913

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