Wer hätte gedacht, dass der Stummfilmklassiker von 1922 »Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens« von Friedrich Wilhelm Murnau Filmszenen enthält, die auf dem Roten Kliff in Kampen gedreht wurden? Der erste abgedrehte Horrorfilm der Weltgeschichte spielt unter anderem auf Sylt! Eine Szene ist ganz wunderbar, das Rote Kliff ist wie ein Friedhof dekoriert und es bleibt nur die Frage: Wie ist Murnau bloß auf Sylt gekommen? Ein Jahr spater wird noch der Stummfilm »Der Schatz der Gesine Jakobsen« auf Sylt gedreht und dann passiert erst mal gar nichts mehr, was sicher der wirtschaftlichen Lage und den politischen Verhältnissen in Deutschland geschuldet ist. Doch dann entscheidet sich ein Schauspieler und Regisseur, Volker von Collande, gleich drei Filme auf Sylt zu drehen. So entsteht 1950 der Film »Insel ohne Moral«, der hier nicht erwähnt wird, weil man ihn gesehen haben sollte, sondern weil eine Schauspielerin am Set ist, deren Mutter aus Morsum stammt. Carsta Löck hat in vielen Komödien mitgewirkt, häufig in der Rolle »das Mädel vom Land«, was ja naheliegend ist. Und merkwürdig daran ist nur, dass seit Carsta Löck nie wieder ein Sylter als Filmschauspieler von sich reden gemacht hat, dabei kann man den Insulanern im täglichen Leben durchaus schauspielerisches Talent bescheinigen.
Manch ein Sylter erinnert sich noch an die zahlreichen Dreharbeiten Mitte der 50er-Jahre. Ruth Leuwerik, Bernhard Wicki und Carl Raddatz kann man 1955 bei den Dreharbeiten zu »Rosen im Herbst« (Effi Briest) zuschauen. Noch höher schlagen die Herzen, als kurz danach »Teufel in Seide« gedreht wird und Curd Jürgens und Winnie Markus auf Sylt sind. Als dann ein Jahr später O.W. Fischer und Horst Buchholz anreisen, weil Szenen für das Historiendrama »Herrscher ohne Krone« auf Sylt gedreht werden, ist die friesische Damenwelt komplett aus dem Häuschen. Der Wirt vom »Landschaftlichen Haus« nutzt die Gunst der Stunde. Da es in Keitum kein Kino gibt, wird die Filmpremiere kurzerhand in den Saal der altehrwürdigen Gaststätte verlegt. In diesem Jahr wird auch ein Film ausgestrahlt, den manch ein Sylter gerne verhindert hätte und der ein bestürzendes Stück deutsche Nachkriegsgeschichte beleuchtet, mit deren Aufarbeitung auf Sylt erst 2014 ernsthaft begonnen wird. »Urlaub auf Sylt« lautet der harmlose Titel eines Dokumentarfilms, der die NS-Vergangenheit des damals amtierenden Westerländer Bürgermeisters Heinz Reinefarth beleuchtet.