© Julia Petersen

Der Sylter Natur- und Kräutergarten

Zu Besuch in der Schatzkammer der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. in Braderup.

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„Sind alle da?“, fragt eine junge Frau mit beiger Weste und Shorts in die Runde. Rund fünf Personen haben sich in der Zwischenzeit im vorderen Bereich des Holzhauses in Braderup eingefunden und schauen gemütlich durch die Gegend. Die Sonne scheint, ein paar Wölkchen zieren den Himmel, der Wind pfeift ausnahmsweise mal nicht kräftig um die Ohren. Wäre vermutlich auch gar nicht weiter wild, denn zwischen den Bäumen ist man hier ganz gut geschützt.
„Dann kann es ja losgehen“, setzt sie ihr Intro fröhlich fort. Astrid heißt die Leiterin der heutigen Führung durch den Natur- und Kräutergarten der Naturschutzgemeinschaft Sylt. Sie ist eine von drei Bufdis, wie sie uns wenig später erzählt, und kümmert sich um den Vorgarten und den hinteren Garten des ehrenamtlichen Vereins. "Was ist denn ein Bufdi?", lautet die Frage einer Teilnehmerin. Bei Astrids Tätigkeit handelt es sich um den sogenannten Bundesfreiwilligendienst, welchen sie hier vor ihrem Geografie-Studium absolviert. Unter anderem ihre Begeisterung für Pflanzen und Gärten, ja die Natur überhaupt, macht sie zu einer idealen Besetzung für diesen Posten und die anstehende Führung in die Schatzkammer der Naturschutzgemeinschaft Sylt. Von Klein auf sammelte die 19-Jährige mit ihrer Oma im familiären Garten kostbares Wissen.

Wertvolles Wissen

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Gestartet wird mit den Basics der Gärtnerei: Zur Linken befindet sich die sogenannte Blühwiese, zur Rechten hingegen der englische Rasen. Auf den ersten laienhaften Blick könnte man denken, dass die eine Seite ordentlich und die andere eben schlichtweg unordentlich ist, rechts hat man sich gekümmert und links war vermutlich einfach keine Zeit mehr zum Mähen, deswegen wuchert alles wild und bunt. Dass genau das Gegenteil der Fall ist, erklärt Astrid mit viel Sympathie der aufmerksamen Gruppe. „Die Blühwiese ist eine Wiese mit einem hohen Anteil blühender Pflanzen und einer großen Artenvielfalt. Hier fühlen sich Insekten wie Bienen oder Schmetterlinge besonders wohl, das macht die Blühwiese so wichtig“, so Astrid. Auf dem englischen Rasen herrscht vergleichsweise Artenarmut, denn für Biene und Co. gibt es hier wenig Anreiz für eine Landung. Was natürlich sehr schade ist, denn die Bestäubung der Biene ist unverzichtbar für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Sie trägt einen großen Teil dazu bei, dass es eine große Auswahl an Obst, Gemüse und Blumen gibt.
„Bei unserem Garten handelt es sich um einen Naturgarten. Das bedeutet, dass wir keinerlei Pestizide verwenden und mit ökologischen Baustoffen wie Natursteinen und Hölzern arbeiten“, erklärt Astrid weiter. Ein gutes Beispiel hierfür ist die sogenannte Benjeshecke, die vom Naturschutz-Team neben der Rasenfläche liebevoll erbaut wurde. Dabei handelt es sich um Konstruktionen aus Totholz wie Äste oder Zweige, die vielen Nützlingen im Garten Schutz bietet. Von der Amsel über den Siebenschläfer bis hin zum Igel finden gleich mehrere Tierarten einen kostbaren Lebensraum in der DIY-Hecke. Hinzukommt, dass das Geäst im Laufe der Zeit absackt und die Vögel Samen hereintragen, weswegen die Hecke schließlich zu leben und blühen beginnt.

Gartenkonzepte und besondere Pflanzen

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Vorbei an der Mehlbeere, dem Baum des Jahres 2024, führt uns Astrid vom vorderen Gartenbereich zum Schmuckstück des Grundstücks. Hier befinden sich neben einem Teich gleich mehrere Beete mit verschiedenen Themen und Konzepten. Vom Steinbeet über das Stauden-, Wild- und Kräuterbeet bis hin zum Heidebeet geht Astrid auf jede in Erscheinung tretende Pflanze ein. Was nicht auf Anhieb bekannt sein sollte, wird per App spontan ausfindig gemacht. Neben Heilpflanzen wie Arnika, Beinwell (wirken beide entzündungshemmend) oder Johanneskraut (soll antidepressiv wirken und auch gegen Verbrennungen helfen), lernen die Teilnehmer*innen auch Wichtiges über den Sylter Naturschutz und die Arbeitsgebiete der bereits hundertjährigen Institution kennen. Denn so schön und aufmerksamkeitsintensiv dieser Garten auch sein mag, so klein wirkt diese Fläche im Vergleich zum Pensum, das das Team der Naturschutzgemeinschaft Sylt tatsächlich stemmt. Hinzu kommen 137 Hektar Braderuper Heide sowie das Naturschutzgebiet und Geotop Morsum Kliff. Diese beiden Gebiete genießen einen exklusiven Pflegeauftrag und beinhalten zahllose Biotope und Artengemeinschaften, die es so nur noch selten in Deutschland gibt.

Zum Abschluss kocht Astrid noch eine Kanne Tee mit aus dem Naturgarten stammenden Kräutern. Gefühlvoll kreiert sie einen spannenden und wohltuenden Mix aus Bergminze, Salbei und Zitronenmelisse und erzählt nebenbei noch einen Schwung aus ihrem Leben. Bis Ende Juli ist sie noch vor Ort, dann geht es für sie voraussichtlich zurück nach England und ihr Posten weiter an die nächste Person. Wie sie auf die Stelle aufmerksam geworden ist, möchte eine Teilnehmerin wissen, alle hören gespannt zu: „Meine Familie ist in der Region. Ich wollte ein Jahr Pause machen nach der Schule und habe recherchiert, per Zufall bin dann bei der Naturschutzgemeinschaft gelandet“, erzählt sie mit einem Strahlen. Der Platz hier gefällt ihr sehr gut und so auch der bunten Gruppe, welche sich an diesem Dienstag zusammengefunden hat, um ein Stück mehr in die Sylter Natur einzutauchen.

Sie möchten bei einer Führung durch den Natur- und Kräutergarten dabei sein? Die Führung findet jeden Dienstag um 16 Uhr statt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist auf Spendenbasis.

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Text: Julia Petersen

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