"Nicht Glück oder Unglück, der Tiefgang des Lebens ist es, worauf es ankommt. An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt und was es aufregte, das wird, gebe es Gott, irgendwie einmal ehrenhaft fruchtbar werden."
Vor den Nazis war er aus Deutschland in die USA emigriert. Seine Freunde aber hatte er nicht vergessen. Bei jenem Zirkel von Schriftstellern, der sich regelmäßig in Kampen traf, waren die Pakete aus dem fernen Kalifornien stets hoch willkommen: „Fett, Bohnenkaffee, Reis – wir teilten es in unserer Runde aus“, notierte der Schriftsteller Ernst Penzoldt. Der Absender der Zuwendungen: Thomas Mann. Der Romancier, der 1929 mit dem Literaturnobelpreis geehrt wurde, hatte Sylt in besseren Zeiten kennen gelernt. Drei Mal besuchte er die Insel: Im Jahre 1921 verlebte Mann eine Ferienwoche in Wenningstedt, 1927 und 1928 wohnte er für jeweils einen Monat im Kampener Gästehaus „Kliffende“. 1921 erklomm Thomas Mann die „abenteuerlichen Lister Wanderdünen“ und befand: „Man muss sich dieses merkwürdige Naturphänomen verfünffacht denken, dann glaubt man in der Sahara zu sein.“ Der erste Aufenthalt inspirierte Mann zu einigen Zeilen für seinen Roman „Der Zauberberg“. Über dessen Protagonisten Hans Castorp schrieb er: „Auf Sylt hatte er, in weißen Hosen, sicher, elegant und ehrerbietig, am Rande der mächtigen Brandung gestanden wie vor einem Löwenkäfig. Dann hatte er gebadet, während ein Strandwächter auf einem Hörnchen denjenigen Gefahr zublies, die frecherweise versuchten, über die erste Welle hinaus zu dringen.“ Der Sohn eines Lübecker Kaufmanns und späteren Senators feierte als freier Schriftsteller schon bald literarische Triumphe – allen voran mit seinem populärsten Roman „Buddenbrooks“. Als dieser 1901 veröffentlicht wurde, war Thomas Mann gerade einmal 26 Jahre alt. Werke wie „Joseph und seine Brüder“, „Lotte in Weimar“, „Doktor Faustus“, „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ sollten dem erfolgreichen Erstlingsroman folgen. Auf Sylt fand der herausragende Erzähler Stunden der Muße. Er badet täglich in der Brandung, „nach deren Prankenschlägen ich mich das ganze Jahr zurücksehnen werde“. An seinen Bruder schreibt er: „Die Reize dieser Insel sind keusch und karg und lenken den Sinn auf Grog.“ Und ins Gästebuch von „Kliffende“: „Nicht Glück oder Unglück – der Tiefgang des Lebens ist es, worauf es ankommt. An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt. Schon aus Dankbarkeit will ich wiederkehren.“ In seinem letzten Lebensjahr feiert Thomas Mann mit seiner Ehefrau Katia Goldene Hochzeit, sein letztes Buch „Versuch über Schiller“ erscheint – und noch einmal werden ihm Ehrungen zuteil: Die Universität in Jena verleiht ihm die Ehrendoktorwürde, die Stadt Lübeck die Ehrenbürgerschaft. Am 6. Juni 1955 begeht Thomas Mann seinen 80. Geburtstag; nur wenige Wochen später verstirbt er an einer inneren Bauchverletzung.
Gut zu wissen
Preisinformationen
Eignung
Schlechtwetterangebot
für jedes Wetter
für Familien
Haustiere erlaubt
Fremdsprachen
Sonstige Ausstattung/Einrichtung
Parkplätze in der Nähe
Behindertenparkplätze in der Nähe
Anreise & Parken
Auto: Aus Richtung List und Wenningstedt gelangen Sie über die Hauptstraße nach Kampen.
Fahrrad: Die alte Inselbahntrasse bietet eine Nord-Süd-Verbindung als Rad- und Wanderweg. Straßenbegleitend am Braderuper Weg führt ein Radweg aus Richtung Keitum/Braderup bis nach Kampen.
zu Fuß: Sie erreichen Kampen aus Richtung Westerland/Wenningstedt und List sowohl über den Strand als auch über den Wanderweg der ehemaligen Inselbahntrasse. Von Wenningstedt führt ein Holzsteg durch die Dünen über das Rote Kliff bis nach Kampen. Aus Richtung Braderup/Keitum kommen Sie zu Fuß durch die Heidewege entlang der Wattseite.
Bus: Kampen erreichen Sie mit der Linie 1 aus Westerland und List.
Um die Stele zu erreichen, steigen Sie bitte Kampen Mitte aus.
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