Die Sylter Töpferin

Nachwuchs für die Sylter Töpferkunst

Saskia Hylmar startet mit ihrem Label "Hylli K" und viel Herz durch.

Als Saskia Hylmar sich vor zehn Jahren ans andere Ende der Welt nach Neuseeland aufmachte, ahnte sie vermutlich nicht, dass sie eines Tages auf Sylt Fuß fassen würde. Und zwar nicht so halbherzig für eine Saison, kurz mal eintauchen ins Inselgeschehen, Nordseeluft schnuppern, ein bisschen rumjobben und dann wieder die Biege machen. Sondern so richtig.
Reiselust und Fernweh trieben die gebürtige Hamelnerin aber erst einmal ins paradiesische Raglan, wo sie ein paar Monate lebte, surfte, arbeitete und tatsächlich auch ihre große Liebe Jan kennenlernte. Einen Hörnumer Jung! Und so verschlug es Saskia, long story short, nach Sylt. Pünktlich zur Feuertaufe an Pfingsten. Erst einmal ohne Jan, der genoss noch weitere Monate in Neuseeland. In Nullkommanichts angelte sich Saskia mit etwas Unterstützung à la 'ich kenn wenn, der braucht noch jemanden' auf der Insel mehrere Jobs, unter anderem in der Gastronomie, um zunächst das Reisekonto aufzustocken und schließlich doch ganz anzukommen.

Neuseeland spielte für die Wahlhörnumerin nicht nur in Sachen Liebe eine wichtige Rolle. Auch für ihre heutige Töpferkunst legte sie dort den feinen Grundstein. Zwar etwas unwissentlich und vielleicht eher als Nebendarstellerin, aber dennoch mittendrin. „Dort habe ich einmal die Woche beim Kindertöpfern geholfen und selbst tatsächlich nicht wirklich Ton in die Hand genommen, sondern eher für gute Laune und die Pipipause gesorgt. Als Dankeschön, durfte ich einen Tag bei den Erwachsenen mit reinspringen und das Töpfern an der Scheibe ausprobieren“, erinnert sich Saskia an ihre ersten Versuche. Allzu viel kam dabei in ihren Augen „nicht rum“, aber seitdem wuchs der kleine Wunsch zu töpfern immer mehr heran.

Von Neuseeland nach Sylt

„Da 2012 in Deutschland leider kaum Kurse an der Drehscheibe angeboten wurden, habe ich lange keinen Ton mehr gesehen“, so Saskia. Erst als ihr Lebenspartner gemeinsam mit einem Sylter Schulfreund 2018 das Restaurant Strænd in den Hörnumer Dünen eröffnete, witterte sie erneut ihre Töpfer-Chance. Geschirr? ‘Jo, machen wir selbst, kriegen wir schon hin‘, lautete die selbstbewusste Ansage von Saskia gemeinsam mit einer Freundin. Das kreative Duo organisierte sich prompt eine Scheibe und wollte durchstarten, durfte innerhalb von 48 Stunden allerdings feststellen, dass der Selbstversuch vorerst scheiterte und nun doch Geschirr bestellt werden müsste. Man unterschätzte das Handwerk rund um das Töpfern mit viel Optimismus.

Worin beim Töpfern die Kunst liegt? „In der Ruhe. Man muss geduldig sein, Ton mag es nicht gern gehetzt zu werden. Es sieht einfach aus und wenn man es einmal raushat, ist es das auch. Aber am Anfang darf man geduldig sein“, weiß Saskia nun. Überhaupt ist viel Geduld gefragt, bis man das Endprodukt Tasse, Teller, Topf oder Vase in den Händen hält. Denn was viele nicht wissen, ist, dass „Keramik zweimal gebrannt werden, davor aber erst einmal zwei Wochen trocknen muss. Das Thema Glasuren ist nochmal eine ganz eigene Wissenschaft."

Welche weiteren Arbeitsschritte das Töpfern noch abverlangt, das hat Saskia bei vielen verschiedenen Kursen erlernt. Ab 2022 ging es für sie endlich so richtig los: Vom Geburtstagsschnupperkurs in Hamburg über den fünftägigen Intensivkurs in Barcelona bis hin zur vierwöchigen Bildungsreise in der Toskana. Es machte immer mehr Klick, Spaß und die Leidenschaft entfachte vollkommen. „Das Drehen an der Töpferscheibe hat wahnsinnig viel mit dem Muskelgedächtnis zu tun, das heißt man muss üben, üben, üben.“ 

Die Kunst des Töpferns

Zwischendurch erkundigte sich Saskia sogar bezüglich einer Ausbildung in diesem Beruf, doch diese wird in Deutschland kaum noch angeboten. Grundsätzlich sinken die Zahlen der aktiven Töpfer*innen bundesweit. Was schade ist, denn das Keramikhandwerk ist einer der ältesten Berufe, den es überhaupt gibt.

Auch auf Sylt hat das Töpfern Tradition. Dafür sorgte unter anderem die Töpferei im Witthüs ab den 50er Jahren. Sie war inselweit die erste ihrer Art und zudem auch die erste Teestube auf Sylt. Ab den 70er Jahren bereicherten die Töpferinnen Till Bruttel und Regine Skoluda mit ihrem eigenen Keramik-Atelier das Sylter Kunsthandwerk. So wurde es zum Beispiel zur Tradition einem neugeborenen Sylter Kind eine handgefertigte Tasse mit seinem Namen zu schenken. Der Stil der beiden Künstlerinnen war unverkennbar und über die Deiche hinaus beliebt.

Zwar arbeitet Saskia hauptberuflich noch im Strænd, doch mittlerweile hat sie eine kleine Werkstatt, wo sie probieren, kreieren und töpfern kann. Selbst zum Brennen muss sie ihre Teile nicht mehr auf das Festland bringen, was wirklich sehr kostenintensiv war. Drei bis vier Stunden verbringt sie mindestens am Stück in ihrem Raum. Die wichtigste Zutat ist hierbei die Ruhe.

Handgefertigt auf Sylt

Bevor sie loslegt, macht sie sich einen Plan. Manchmal passiert es auch, dass sie intuitiv etwas dreht. Was auch immer entstehen mag, muss zunächst trocknen, dann wird das Werk nochmal abgedreht. Hierbei kann die Form angepasst und der überschüssige Steinzeugton abgenommen werden. Dann folgen die Trocknungszeit und Glasur. „Viele Arbeitsschritte, die sich aber lohnen, wenn man aufgeregt, wie ein kleines Kind einen Ofen nach dem Glasurbrand öffnet und dankbar ist, wenn alles heile geblieben und auch noch so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat“, schwärmt die Sylter Töpferin Saskia Hylmar.

Erhältlich sind die handgefertigten Werke von Hylli K in Hörnum im Strænd Konzept, bei Coco & James in Braderup und via Instagram. Eines ihrer beliebten Teile ist die herzförmige Tasse, die sich sehr für Tee, Kaffee und herzöffnende Kakaozeremonieren eignet. Auch auf dem Kampener Weihnachsmarkt im Kaamp-Hüs vom 6. Bis 8. Dezember wird Saskia ihre Töpferkunst ausstellen.
Anfragen werden zudem per E-Mail entgegengenommen: saskia.hylmar@web.de

Text: Julia Petersen