© Dom Quichotte | Sylt Marketing

Die Kleine Teestube

Vom „Startup-Heini“ in Berlin zum Frühstücks-Gastronom auf Sylt

Auf einen Schnack mit Insulaner Cedric Horstmann von der Kleinen Teestube Keitum

Cedric Horstmann steht auf der Terasse der Kleinen Teestube.
© Die Kleine Teestube

Nach der Schule zog es den Sylter Cedric zunächst in die weite Welt. Fernab vom gewohnten Inselleben, raus aus der elterlichen Teestube, hinein ins Abenteuer und die Wirtschaftswelt. 45 Länder bereiste er, mehrere Orte wie Lissabon, Berlin oder Tel Aviv nannte er auf dem Weg sein Zuhause. Der Verlust zweier Familienmitglieder führte Cedric in die Nachlassverwaltung und brachte ihn dazu ein Tech-Unternehmen zu gründen. Mittlerweile ist er wieder fest auf der Insel verankert. Zu seiner persönlichen Herzensangelegenheit, dem Tod, kam im vergangenen Jahr mit der Teestube noch eine weitere hinzu. Mit kreativen Ideen und Weltoffenheit bringt er frischen Wind in den Sylter Traditionsbetrieb und die Gastronomie.

Moin! Wer bist du und was machst du genau?

Ich bin Cedric, 31 Jahre alt und ich betreibe „Die Kleine Teestube“ in Keitum. Auf Sylt bin ich aufgewachsen, mein Kinderzimmer war direkt über der Teestube, sie war also immer ein Teil meines Lebens. Nach der Schule auf Sylt zog es mich zum Reisen und Studieren hinaus in die Welt und, wie man das meistens so macht, erstmal weg von der Insel. Es folgte ein Bachelor in BWL und Wirtschaftsrecht sowie einen Master in Management Strategy & Entrepreneurship. Dadurch fasste ich in der Berliner und Hamburger Startup-szene Fuß und gründete schließlich selbst ein Tech-Unternehmen, das sich um digitale Vorsorge & Nachlassverwaltung dreht. Ein Thema, das mir am Herzen liegt.

© Die Kleine Teestube
Im Sommer gibt es bei gutem Wetter Musik, Sundowner und Afterworkdrinks und kleine Snacks am Eiswagen auf dem Parkplatz!
Der Tisch ist mit einem reichlichen Frühstück gedeckt
© Die Kleine Teestube

Was zog dich als Weltenbummler wieder nach Sylt?

Nach 10 Jahren in Berlin und der Welt habe ich Die Kleine Teestube am 1. Juni 2024 von meiner Mutter, Christina, übernommen. Die Entscheidung dafür ging mit meiner beruflichen Veränderung und ihrem Wunsch nach dem Ruhestand einher. Ich habe im gleichen Jahr mein Tech-Unternehmen verkauft und mich auf den Wechsel zum analogen Geschäftsmodel gefreut. Nach fünf Jahren Software-Unternehmen war das ein Calling, das im Grunde schon immer in meinem Hinterkopf schlummerte und mich nie so richtig losließ. 

Dann lag es also immer irgendwie im Raum?

Ich konnte es mir schon vorstellen, die Teestube eines Tages zu übernehmen, es wäre in meinen Augen traurig, wenn es jemand anderes machen würde. Der Zeitpunkt hat gut gepasst, dann bin ich nach Sylt zurück. Ich wollte meiner Mutter zunächst dabei helfen den Laden abgabefertig zu machen und um gemeinsam zu schauen, was getan werden muss. Dahinter steckt natürlich ein Rattenschwanz an Aufgaben, bis zur Übergabe hat es über ein Jahr gedauert. Eigentlich wollte ich sie nur unterstützen, durch die Verbundenheit habe ich mich dann dafür entscheiden.

Wie finden deine Eltern den Generationswechsel?

Der Weg dahin war steinig, und mit viel Diskussion verbunden. Es war aber auch wichtig, dass man über alles gesprochen hat und ein klares Grundgerüst gebaut hat. Jetzt sind sie natürlich super glücklich und stolz und aushilfsmäßig mal ein paar Tage da. Mein Vater ist der Hausmeister.

Eine Frau backt eine Torte
© Die Kleine Teestube

Und wie ist der Wechsel von der Tech- in die Gastronomie-Branche für dich? 

Unternehmerisch ist es eine ganz andere Aufgabe. Jetzt habe ich 15 Mitarbeiter:innen. Von außen sieht man nicht unbedingt, dass es ein ganz schöner Apparat ist. Wir schubsen ja nicht nur drei Kuchen übern Tresen und pressen einen O-Saft. Aber ich denk da immer nicht so viel drüber nach. Wenn so viel Arbeit da ist, dann arbeite ich so lange bis sie nicht mehr da ist.  Und es ist wichtig sich ein sehr gutes Team aufzubauen, auf das man sich verlassen kann, mit dem alles Hand in Hand geht, bei dem alle klare Aufgabenbereiche und Ziele vor Augen haben. Dann ist man auch gut aufgestellt und es eröffnet einem auch mehr Möglichkeiten. Unsere „Nati“, das Herzstück unserer Backstube, ist zum Beispiel schon 28 Jahre bei uns.

Wofür steht Die Kleine Teestube?

Dieses Jahr wird die Teestube 40 Jahre alt. Sie wurde 1985 von einer Familie Ingwersen aus Keitum gegründet. Meine Mutter hat sie dann 2002 als dritte Betreiberin übernommen und 23 Jahre betrieben. Deswegen verkörpert die Teestube viel Geschichte und Tradition, die wir beibehalten wollen und mit modernen Akzenten kombinieren. Unsere Karte hat frischen Wind bekommen und freut sich nun über neue Lieblinge wie das Avocado-Lachs-Brot. Wir stehen für gleichbleibend gute Qualität in Produkt und Service. Das beginnt mit unseren Torten- und Frühstückkreationen, deren Rezepte teilweise sogar von meinem Opa stammen, und setzt sich bis zu unserem Shop mit vielseitigem Teesortiment (über 80!) hin durch.

Was sind Kleine-Teestube-Highlights?

Unsere Kuchen und Torten, Waffeln und Blaubeerpfannkuchen! Seit Neuestem gibt’s auch Cocktails wie Espresso & Pornstar Martini sowie Margarita. 

Cocktails stehen auf einem Tisch
© Die Kleine Teestube

Wo geht die Reise hin? Was hast du für die Zukunft geplant?

Ideen gibt’s reichlich. Jetzt ist erstmal der Fokus auf den Betrieb und das Team wichtig. Aber der Zuspruch von außen und über Social Media ist positiv und das motiviert natürlich.

Gibt's auch Teeseminare oder Events?

Im Sommer gibt es bei gutem Wetter Musik, Sundowner und Afterworkdrinks und kleine Snacks am Eiswagen auf dem Parkplatz!

Was hast du, abgesehen von Keitum, für Lieblingsecken auf Sylt?

Keitum ist schon am schönsten. Ich mag auch die Strecke bis nach Munkmarsch zur Lügenbrücke sehr. Am Königshafen und Ellenbogen bin ich sehr gerne.

Was machst du gerne, wenn du nicht in der Kleinen Teestube bist?

Ich mag Hamburg sehr. Dort nehme ich dann meinen Podcast auf: Heute Hier. Morgen Tod. Den Podcast betreibe ich mit meinem guten Freund, dem Bestatter Dustin, zusammen. Ein besonderes Projekt, mit dem wir Menschen, die trauern, eine Stimme und ein Ohr geben möchten. Und ich gehe gerne surfen, wenn es die Zeit zulässt. Letztes Jahr war das nicht der Fall. Ich habe jetzt einen Vito gekauft, in den das Longboard hineinpasst. Dieses Jahr wird alles anders!

Text: Julia Petersen