Künstler: Gret Palucca Ausdruckstänzerin und Tanzpädagogin
* 1902 München
+ 1993 Dresden
„Auch mal mit dem Kopf tanzen – und manchmal mit den Beinen denken.“
Dies sind die ungewöhnlichen Worte einer außergewöhnlichen Frau. Gret Palucca, 1902 als Margarethe Paluka in München geboren, avancierte bereits in jungen Jahren zu einer der bedeutendsten Darstellerinnen des Ausdruckstanzes. Der Tanz war ihre eine Liebe – die Insel Sylt die andere. Im zarten Alter von zwölf Jahren nimmt die junge Gret, so ihr Rufname, erstmals Ballettunterricht. Doch statt starre Figuren einzuüben, tanzt sie lieber munter drauflos. 1920 findet der beflissene Zögling unter den Fittichen einer renommierten Ausdruckstänzerin zu seinem Talent, das sich durch große Sprungkraft, die Leichtigkeit der Bewegungen und vor allem durch Spontaneität auszeichnet. Bald ist Gret die Meisterschülerin unter den Eleven. 1924 absolviert sie in Dresden ihren ersten Solotanzabend. Sie selbst sagt: „Wenn ich tanze, improvisiere ich. Wenn ich improvisiere, tanze ich. Ich will nicht hübsch und niedlich tanzen – denn eine Tänzerin muss die Musik ihrem Tanze dienstbar machen.“ In der Tat folgt der Ausdruckstanz, so wie ihn Gret Palucca propagiert, keinem Gesetz. „Ich habe nicht die Absicht, dieses oder jenes zu tun. Ich bewege mich wie von selbst.“ Bald folgen Tourneen durch Deutschland und durch Europa. 1925 eröffnet sie die Palucca-Tanzschule in Dresden. Später werden ihr viele Auszeichnungen zuteil – unter anderem der Vaterländische Verdienstorden der DDR, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Dresden und nach der Wiedervereinigung auch das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Erst im betagten Alter von 88 Jahren beendet Gret Palucca ihre Lehrtätigkeit. 1993 verstirbt sie in Dresden an den Folgen einer schweren Bronchitis. Ihre innige Verbundenheit zur Insel Sylt keimte 1924 durch einen Besuch in List. Später sollte sie Ehrenkurgast der Gemeinde werden. Nicht selten tänzelte sie nahezu unbekleidet durch die Dünen. Und im örtlichen Gasthof wirbelte sie aus der Laune heraus vor den staunenden Einheimischen – nach strammer Marschmusik, denn andere Grammophonplatten waren auf die Schnelle nicht aufzutreiben. „Eigentlich schrecklich“, erinnerte sich Gret Palucca später, „doch die Fischer und Bauern waren begeistert.“ Bis kurz vor ihrem Tode besuchte die Tänzerin Sylt regelmäßig. Und es war wohl als eine Hommage an die Insel zu verstehen, dass Gret Palucca 1950 ihre letzten öffentlichen Vorstellungen in List und Kampen gab. „Das ganze Eiland war auf den Beinen, die Inselbahn setzte einen Sonderzug ein“, notierte die Presse. Geblieben ist ihr Vermächtnis, die Palucca-Schule in Dresden. Dort lebt der kreative Geist einer außergewöhnlichen Frau bis heute weiter.
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